Nicht selten werden die Geschlechter in Zooläden und bei Vermehrern falsch bestimmt. Die Konsequenz sind Unfallwürfe. Trotz der Vielfalt an Aufklärung, die das www heute bietet, sehen wir sie meist täglich. Die Betroffenen Liebhaber wenden sich an Foren, FB Gruppen oder direkt an einen Züchter. Bis auf wenige Ausnahmen sind die dort gegegeben Hilfestellungen korrekt und sinnvoll.
Nichts desto trotz möchte ich hier dennoch eine Übersicht zum Thema bieten. Eine vollständige Übersicht, da auch einige der folgenden Punkte in genannten Medien ungern angesprochen werden.
und zwar sofort und in absolut jedem Fall !!!!!!
Egal, ob Sie gerade die erste Deckung beobachten und just in diesem Moment feststellen, dass Sie Männlein und Weiblein daheim haben, oder ob Sie die Jungtiere im Nest entdecken.
Nicht jede Deckung ist erfolgreich! Besonders bei den ersten Deckversuchen eines jungen Bocks, oder den ersten Zyklen eines Weibchens bleibt eine Deckung oft ohne Folgen. D.h. Sie haben mit einer sofortigen Trennung die Chance, einem Unfallwurf aus dem Weg zu gehen.
2. Fall: Sie finden die Jungtiere.
Hier kommt die erste Stolperfalle. In einigen Foren/Gruppen wird empfohlen den Bock noch in der Familie zu lassen, weil "der Folgewurf kommt ja sowieso". Diese Ansicht kommt daher, dass sich Weibchen direkt nach der Geburt erneut decken lassen, und viele Liebhaber erst durch den Deckakt auf die Jungtiere aufmerksam werden. In einigen Fällen werden Jungtiere auch erst gesehen, wenn sie beginnen im Gehege umherzukrabbeln.
ABER!!! Nicht jedes Weibchen trägt nach so einer Deckung einen Wurf aus!!! Ein nicht vernachlässigbarer Teil der Weibchen nimmt nicht auf, oder resorbiert die Embryos nach dieser ersten Deckung. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Viele Weibchen werden 2 bis 4 Wochen nach dem Wurf nochmals gedeckt und tragen daraus den 2ten Wurf aus. D.h. ein Verbleiben des Bocks in der Familie erhöht nur das Risiko für einen zweiten Wurf. Zudem ist ein Laie oft gar nicht in der Lage zu erkennen wann der Folgewurf kommt. Selbst wir haben schon Würfe gefunden, mit denen wir nicht gerechnet haben, weil der Babybauch so klein war. In so einem Fall können Sie den richtigen Zeitpunkt verpassen und dürfen im Anschluss noch einen dritten Wurf erwarten.
Lassen Sie sich hier bitte nicht von den vermenschlichten Argumenten, die Ihnen aufgeführt werden, irritieren. Das Weibchen ist durchaus in der Lage einen Wurf auch Solo großzuziehen.
Während bzw für die Aufzucht der Jungtiere müssen Sie die Versorgung des Weibchens anpassen. Sie benötigt nun mehr kalorienreiches Futter. Hierfür gibt es extra Futtermischungen mit einem Mehl-/Ölsaaten Verhältnis von 60:40, oder sogenannte Power Boost Mischungen. Auch Grünfutter sollte nun täglich und abwechslungsreich angeboten werden. Sehr wichtig ist auch ein erhöhter Eiweißbedarf, den Sie zb mit einer erhöhten Gabe an Mehlwürmern und Erbsenflocken decken können. Auch ganz wichtig, und oft vergessen, der Wasserbedarf steigt, achten Sie also mehr denn je auf täglich frisches Wasser. Diese Ernährung ist auch bestens für die Jungtiere geeignet.
Bieten Sie auch regelmäßig neues Nistmaterial an, sodass das Nest regelmäßig erneuert werden kann. Auch die Jungtiere beteiligen sich sehr früh am Nestbau!
Vermeiden Sie große Aufregungen, wie Baumaßnahmen oder Feiern, um das Gehege. Dies kann unsichere Mütter stressen und besonders in den ersten Wochen zum Nachteil der Jungtiere sein.
Die Geschlechtsbestimmung ist sowohl für Liebhaber, als auch für Züchter mit 9 bis 12 Tagen am einfachsten und zuverlässigsten!
In 4 Jahren ist mir selbst ein einziges Mal eine Verwechslung unterlaufen ( Geschlechtsbestimmung zum damaligen Zeitpunkt noch mit 14 Tagen).
Im Alter zwischen 9 und 12 Tagen ist die Geschlechtsbestimmung sehr einfach, weil die Zitzen der Weibchen erstmalig sichtbar ausgebildet und im beginnenden Fell sehr gut erkennbar sind. Wird das Jungtier älter und das Bauchfell länger (ab 12 Tagen) wird es durchaus schwieriger die Zitzen zu entdecken. Ab der 3ten Woche ist diese Hilfestellung nicht mehr gegeben und die Jungtiere sind sehr schwer händelbar. Erst ab einem Alter von 8 Wochen ist für Liebhaber eine Bestimmung anhand der primären Geschlechtsorgane wieder halbwegs gut möglich. Wobei hier definitiv eine zweite Meinung von einem Profi eingeholt werden sollte! Dieser Zeitpunkt macht eine rechtzeitige Vermittlung jedoch schwierig, da Jungtiere (besonders männliche) ab 8 Wochen zur Vergesellschaftung ausziehen können.
Auch die Farben lassen sich in diesem Alter am sichersten feststellen.
Auf den Bildern: links weibliches Jungtier, Mitte männliches Jungtier, rechts weibliches Jungtier ( 9 Tage)
Einige Weibchen sind während der Jungtieraufzucht sehr stressempfindlich. Die Folge kann das Töten oder Verschleppen der Jungtiere sein. Um eine Wurfkontrolle dem Weibchen so angenehm wie möglich zu machen, empfiehlt es sich dieses aus dem Gehege zu nehmen, und in ihrer Abwesenheit vorsichtig das Nest zu öffnen und die Jungtiere herauszunehmen.
Nehmen Sie bitte die Jungtiere zur Kontrolle (vorallem bei großen Würfen) aus dem Nest! Bereiten Sie dafür eine Schüssel (hoher Rand!) vor, indem Sie Streu aus dem Gehege hineingeben. So haben Sie die Möglichkeit Bilder zu machen, die Geschlechtsbestimmung in Ruhe zu machen und sich alles zu notieren! Bereits in diesem Alter sind die Babys sehr mobil und flink. Sind die Jungtiere in einer Wachphase kann es sehr leicht passieren, dass sie beim Aufdecken des Nestes flüchten und aus dem Nest verschwinden. Dann muss die Mutter die Babys später einsammeln und Sie können ggf das Jungtier nicht zur Geschlechtsbestimmung wieder finden.
Sind Sie mit der Wurfkontrolle fertig, präparieren Sie die Eingänge zum Nest, indem Sie das Streu anhäufen und fest drücken, sodass es den Jungtieren möglichst schwer gemacht wird, aus dem Nest/ Haus zu entkommen. Legen Sie die Jungtiere zurück und Schließen Sie das Nest/ Haus. Richten Sie alles so her wie es war und setzen dann die Mutter zurück ins Gehege. Hilfreich ist es auch die Hände zuvor mit Streu abzureiben, damit Sie keine fremden Gerüche auf die Jungtiere übertragen!
Sind Sie unsicher, oder konnten Sie beobachten, dass das Weibchen Jungtiere getötet hat, oder bereits das Nest mehrfach umverlegt hat, dann führen Sie bitte KEINE Wurfkontrolle in diesem Alter durch. Lassen Sie die Jungtiere in Ruhe und warten bis zur 8ten Woche.
Nicht nur zur Geschlechtsbestimmung ist eine Wurfkontrolle sinnvoll. Sie verrät ihnen auch, ob die Mutter ihre Jungtiere ausreichend versorgen kann. Dies erkennen sie daran, ob alle Jungtiere gleich entwickelt sind und die Jungtiere "prall" sind. Hat die Mutter zu wenig Milch, dann sind einige Jungtiere eventuell kleiner oder die Haut wirft Falten, weil die Jungtiere zu dünn sind.
Ist dies der Fall, können Sie die Versorgung der Mutter anpassen und verbessern.
Sind die Geschlechter bestimmt, können Sie sich an die Suche nach zukünftigen Körnergebern machen. Hierfür können Sie sich ebenfalls an Züchter, Vermittlungsgruppen und Foren wenden. Achten auch Sie darauf, dass die Kleinen in ein schönes artgerechtes Zuhause kommen. Die Böckchen sollten, auch wenn sie im Duo vermittelt werden, nicht länger als 9 Wochen bei der Mutter bleiben. Ohne Bock/Vater in der Gruppe, werden die Jungs sehr früh geschlechtsreif. (Unser jüngster Papa hat mit 6 Wochen angefangen zu üben, und hat mit 8,5 Wochen erfolgreich einen Wurf gezeugt ;) ) Die Weibchen dürfen, sofern sie nicht zur VG ausziehen, natürlich möglichst lang bei ihrer Mutter bleiben.
Möchten Sie auch den Vater langfristig behalten, dürfen Sie ihn natürlich mit einem Sohn vergesellschaften :)
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